Die nächste Fachtagung des Psychologischen Fachgrmiums findet voraussichtlich im Frühjahr 2025 statt.
Das Klinisch-Psychologische Fachgremium vergibt anlässlich der Fachtagungen den Elisabeth Biedl-Knoll Preis für herausragende klinische Projekte am Allgemeinen Krankenhaus/Universitätskliniken aus dem Bereich der Klinischen Psychologie.
Informationen über Dr. Elisabeth Knoll (geb. Biedl):
1961 wurde Frau Dr. Knoll (damals noch nicht promoviert) von Prof. Rohracher gefragt, ob sie als „Leihgabe“ des Instituts für Psychologie „dauernd zur ganztägigen Dienstleistung“ an die Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde wechseln wolle. Damals war unter „ganztägig“ auch wirklich ganztägig gemeint, denn die Dienstzeit war mit Zeiten von 8-12 und von 16 bis 19 Uhr geregelt.
1962 promovierte Frau Dr. Knoll schließlich bei Frau Prof. Dr. Bayr-Klimpfinger und der Titel ihrer Dissertation lautete: "Die Erfassung von Sozialbeziehungen und deren Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit in einer Gruppe hirngeschädigter Kinder".
Wenn die Aufzeichnungen in den Personalakten stimmen – wurde Frau Dr. Knoll ab 1974 von der Klinik (Prof. Thalhammer) übernommen und somit die erste Psychologin mit einer eigenen Stelle an der Kinderklinik. Zu den Leistungen von Frau Dr. Knoll zählt vor allem der Aufbau einer routinemäßigen Psychologischen Diagnostik, wozu sie erstmal ein Budget aufstellte und dann nach und nach die entsprechenden psychologischen Tests anschaffte. Um die Wertigkeit der psychologischen Diagnostik auch transparent zu machen, bemühte sich Frau Dr. Knoll auch darum, die MedizinerInnen des Hauses von den Möglichkeiten in Kenntnis zu setzen.
Ganz wesentlich und nicht immer unter einfachen Umständen hat Frau Dr. Knoll dazu beigetragen, über die medizinische Grunderkrankung hinaus die jungen PatientInnen und deren Angehörige im Anschluss an die Diagnostik zu beraten, sei es im Umgang mit der Erkrankung und den damit bedingten Folgeerscheinungen, oder auch in Erziehungsfragen. Damit hat sie schon damals einen ganzheitlichen Ansatz vertreten, den wir in der täglichen Arbeit mit unseren jungen PatientInnen bis heute verfolgen.
Insbesondere im Stoffwechselbereich engagierte sich Frau Dr. Knoll sehr. In die Zeit ihrer Tätigkeit (1971) fällt daher auch ein besonderer Preis, der Förderpreis der Universität Wien für Prof. Thalhammer und sein Team, in dem Frau Dr. Knoll als Psychologin maßgeblich beteiligt war.
Anfang der 90er Jahre trat Frau Dr. Knoll schließlich in den wohlverdienten Ruhestand.
Das klinisch-psychologische Fachgremium vergibt anlässlich der Fachtagungen den Rudolf Quatember Preis für herausragende wissenschaftliche Publikationen am Allgemeinen Krankenhaus/Universitätskliniken aus dem Bereich der Klinischen Psychologie.
Informationen über Prof. Dr. Rudolf Quatember
Rudolf Quatember war ein klinischer Neuropsychologe der ersten Stunde. Nach Schulzeit und Matura in Linz studierte er an der Wiener Universität bei Prof. Kainz Philosophie und Sprachpsychologie und promovierte 1957 zum Doktor der Philosophie. Bereits 1953 trat er als wissenschaftliche Hilfskraft in die damalige Psychiatrisch-Neurologische Universitätsklinik unter Hans Hoff ein und wurde 1957 zum Universitätsassistenten bestellt. Es folgten postgraduelle Ausbildungen am National Hospital London und am Kings College Cambridge bei O.L. Zangwill sowie Studienaufenthalte am Neuropsychologischen Institut der Universität Moskau bei A.R. Luria, am MIT in Boston und bei Hecaen in Paris. 1962 wurde er noch durch Hans Hoff mit der Leitung des damaligen Psychologischen Laboratoriums an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik betraut. Aus beengten räumlichen Verhältnissen und minimalen instrumentellen und apparativen Mitteln heraus entwickelte Quatember, der sich nach der Aufteilung der Kliniken für die Fortführung seiner Tätigkeit an der Neurologischen Universitätsklinik unter Herbert Reisner entschieden hatte, eine Abteilung für Klinische Neuropsychologie, die hinsichtlich ihrer Ausstattung, der Anzahl der akademischen und studentischen Mitarbeiter sowie der aus ihr hervorgegangenen wissenschaftlichen Arbeiten zu den repräsentativsten und größten im deutschsprachigen Raum zählt. Nach der Übersiedlung der Neurologischen Klinik in das neu erbaute Allgemeine Krankhaus im Jahr 1991 stand Quatember der Abteilung bis zu seiner Emeritierung 1994 vor.
1978 habilitierte sich Rudolf Quatember an der Universität Salzburg für Psychologie, 1981 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Er gehörte bis zu seinem Tod dem Lehrkörper der Universität Salzburg an und hielt Vorlesungen in klinischer Psychologie, Neuropsychologie und forensischer Psychologie. Neben seiner Tätigkeit als Kliniker und Wissenschafter war Rudolf Quatember über Jahrzehnte ein gesuchter und anerkannter Sachverständiger auf den Gebieten der forensischen Psychologie im Strafverfahren sowie der Berufs- und Arbeitspsychologie in Arbeitsund Sozialrechtssachen. Seine hohe wissenschaftliche Qualifikation, seine Menschenkenntnis und die Gabe, auch einem psychologischen Laien die verschiedensten Aspekte der Psychologie nahe bringen zu können, haben ihn als gefragten Vortragenden und Sachverständigen ausgezeichnet. Rudolf Quatember hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zur klinischen Psychologie, Neuropsychologie und forensischen Psychologie verfasst. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Forschungen waren immer die zentralen Themen der Neuropsychologie, vor allem die Aphasien und die Agnosien. Die Aus- und Fortbildung zahlreicher Studenten, Diplomanden und Dissertanten im Bereich der Klinischen Neuropsychologie Neuropsychologie war ihm eine Herzensangelegenheit. Mit Stolz konnte er darauf verweisen, dass an zahlreichen psychologischen Abteilungen und Kliniken des deutschsprachigen In- und Auslandes leitende Positionen von seinen ehemaligen Mitarbeitern besetzt wurden.
Prof. Dr. Rudolf Quatember ist am 16. April 2006, kurz vor Vollendung seines 77. Lebensjahres, verstorben. Diese Würdigung wurde von Prof. Dr. Joachim Maly verfasst.