Dr. Andreas Kerschbaumer
MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Jänner 2021
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Andreas Kerschbaumer aus Anlass der im Top-Journal „Nature Medicine“ (IF 2018: 30.641) erschienenen Arbeit „Efficacy Outcomes in Phase 2 and Phase 3 Randomized Controlled Trials in Rheumatology“.[1] Die Studie entstand im Rahmen des Doktoratstudiums von Dr. Andreas Kerschbaumer der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Abteilung für Rheumatologie, in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Daniel Aletaha (Leiter der Abteilung für Rheumatologie) in Zusammenarbeit mit Dr. in Eva Chwala (Universitätsbibliothek) und Univ.-Prof. Harald Herkner, MSc (Universitätsklinik für Notfallmedizin).
Klinische Phase 2 Studien überschätzen darauffolgende Phase 3 Studien
Phase 3 Studien stellen im Bereich der klinischen Medikamentenentwicklung einen wesentlichsten Pfeiler vor der jeweiligen Zulassung dar. Wirksamkeit und Sicherheit eines Wirkstoffes soll hierbei in einer großen Patientenpopulation gezeigt und unabhängig von vorangehenden Phase 2 Studien bestätigt werden. Vorangehende Phase 2 Studien informieren hierbei die aufwendige und kostenintensive weitere Studienplanung hinsichtlich optimaler Dosierung und liefern erste Sicherheitsdaten aus einer zumeist kleineren Patientenstichprobe. Erfolgreiche Phase 2 Studien von neuartigen Therapeutika generieren hierbei oft große Erwartungen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft sowie Hoffnungen für die Anwendbarkeit in der klinischen Praxis.[2,3]
Die genaue Untersuchung aller bisher publizierten Phase 2 und Phase 3 Studien in der rheumatoiden Arthritis sowie der Psoriasisarthritis ergab eine systematische Überschätzung der Wirksamkeit in Phase 2 Studien verglichen mit den darauffolgenden Phase 3 Studien. Hierbei wurden Phase 2 und Phase 3 Studien streng nach Patientenpopulation, Medikation, Applikationsroute (intravenös; subkutan; oral) und Dosierung gematched und mittels gemischten logistischen Regressionsmodellen statistisch verglichen.
Auf der Suche nach den Gründen für diese Wirksamkeitsüberschätzung wurden Merkmale der Studien, z.B. Einschlusskriterien, Anzahl der rekrutierenden Zentren, Anzahl der inkludierten Patienten, oder Zeitpunkt der Studie, wie auch Merkmale der eingeschlossenen Patienten (Alter, demographische Daten, Krankheitsaktivität) berücksichtigt. Hierbei zeigte sich, dass niederschwellige Einschlusskriterien der Phase 2 Studien (z.B. niedrige Zahl an geschwollenen/schmerzhaften Gelenke) zu einer Überschätzung der später zu beobachtenden Phase 3 Studien führen, und konservative Einschlusskriterien dies potentiell verhindern.[1,4]
Wissenschaftliches Umfeld
Dr. Kerschbaumer begann seine wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich der klinischen Forschung im 5. Studienjahr an der Univ. Klinik für Innere Medizin III, Abteilung für Rheumatologie in der Forschungsgruppe um Univ. Prof. Daniel Aletaha. Mit Schwerpunkt auf Outcomes Research im Bereich von chronisch entzündlichen Gelenkserkrankungen befasste er sich unter anderem mit der Untersuchung von klinischen und radiologischen Einflussfaktoren auf die körperliche Funktion im Alltag von PatientInnen mit Psoriasisarthritis. Die daraus resultierende Publikation wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie mit dem Publikationspreis 2017 ausgezeichnet.[5] Weiters wirkte er als Fellow der jeweiligen Taskforces an der Erstellung des Updates der EULAR Behandlungsempfehlungen 2019 für die rheumatoide Arthritis,[6–8] und der Psoriasisarthritis mit.[9,10] Weiters ist er in der Lehre tätig und betreut StudentInnen und Studenten im Rahmen von Diplomarbeiten.
Zur Person
Dr. Andreas Kerschbaumer wurde 1990 in Villach geboren. Nach Abschluss der Höheren Technischen Lehranstalt Villach (Elektronische Datenverarbeitung und Organisation) studierte er von 2010 bis 2016 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Nach eineinhalb Jahren wissenschaftlicher Tätigkeit im Rahmen des Doktoratsstudiums N790 (Thematisches Programm: „Bones and Joint Regeneration“) begann er im Jahr 2018 mit seiner klinischen Tätigkeit an der Abteilung für Rheumatologie, wo er sich zur Zeit in Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie befindet.
Ausgewählte Literatur
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Kerschbaumer A, Smolen JS, Herkner H, et al. Efficacy outcomes in phase 2 and phase 3 randomized controlled trials in rheumatology. Nat Med Published Online First: 20 April 2020. doi:10.1038/s41591-020-0833-4
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Genovese MC, Lee E, Satterwhite J, et al. A phase 2 dose-ranging study of subcutaneous tabalumab for the treatment of patients with active rheumatoid arthritis and an inadequate response to methotrexate. Ann Rheum Dis 2013;72:1453–1460. doi:10.1136/annrheumdis-2012-202864
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Genovese MC, Kavanaugh A, Weinblatt ME, et al. An oral Syk kinase inhibitor in the treatment of rheumatoid arthritis: a three-month randomized, placebo-controlled, phase II study in patients with active rheumatoid arthritis that did not respond to biologic agents. Arthritis Rheum 2011;63:337–345. doi:10.1002/art.30114
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Strand V. Minimizing efficacy differences between phase II and III RCTs. Nat Rev Rheumatol 2020;16:359–360. doi:10.1038/s41584-020-0446-9
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Kerschbaumer A, Baker D, Smolen JS, et al. The effects of structural damage on functional disability in psoriatic arthritis. Ann Rheum Dis 2017;76:2038–2045. doi:10.1136/annrheumdis-2017-211433
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Kerschbaumer A, Sepriano A, Smolen JS, et al. Efficacy of pharmacological treatment in rheumatoid arthritis: a systematic literature research informing the 2019 update of the EULAR recommendations for management of rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis Published Online First: 7 February 2020. doi:10.1136/annrheumdis-2019-216656
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Sepriano A, Kerschbaumer A, Smolen JS, et al. Safety of synthetic and biological DMARDs: a systematic literature review informing the 2019 update of the EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis 2020;79:760–770. doi:10.1136/annrheumdis-2019-216653
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Smolen JS, Landewé RBM, Bijlsma JWJ, et al. EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs: 2019 update. Ann Rheum Dis 2020;79:685–699. doi:10.1136/annrheumdis-2019-216655
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Kerschbaumer A, Smolen JS, Dougados M, et al. Pharmacological treatment of psoriatic arthritis: a systematic literature research for the 2019 update of the EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis. Ann Rheum Dis 2020;79:778–786. doi:10.1136/annrheumdis-2020-217163
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Gossec L, Baraliakos X, Kerschbaumer A, et al. EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2019 update. Ann Rheum Dis 2020;79:700–712. doi:10.1136/annrheumdis-2020-217159