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2021 September - Elisabeth Waldmann

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Dr.in Elisabeth Waldmann

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, September 2021

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau
Drin. Elisabeth Waldmann, PhD aus Anlass der im Top-Journal „Gut“ (23.059) erschienenen Arbeit „Interval cancer after colonoscopy in the Austrian National Screening Programme: influence of physician and patient factors“. Die Studie entstand aus einem Projekt der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, dem Dachverband der Österreichischen Sozialversicherungsträg und der Österreichischen Krebshilfe, in Zusammenarbeit der Klinik für Innere Medizin III, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Leiter: o. Univ. Prof. Dr. Michael Trauner) mit dem Institut für Klinische Biometrie (Leiter a.o. Univ. Prof. Dr. Georg Heinze).

Darmkrebs trotz Vorsorgekoloskopie – Einfluss von Untersuchungsqualität und Charakteristika von kolorektalen Adenomen

Darmkrebs gehört zu den häufigsten malignen Erkrankungen weltweit. Ziel der Vorsorgekoloskopie ist es, Darmkrebs bereits in den Vorstufen (Polypen und Adenomen) bzw.  in einem sehr frühen, kurativen Stadium zu entdecken und abzutragen. Der protektive Effekt kommt jedoch nur zu tragen, wenn die Koloskopie qualitativ hochwertig durchgeführt wird, d.h. der gesamte Darm inspiziert wird und alle potentiell vorhandenen Adenome entdeckt und komplett abgetragen werden. Um die Untersuchungsqualität zu objektivieren, wird die Adenomentdeckungsrate (ADR) als Goldstandard herangezogen. Diese ist definiert als Anteil jener Untersuchungen eines Endoskopikers/in, im Rahmen derer mindestens ein Adenom entdeckt wird und soll laut Leitlinien ≥25% betragen.
Personen, bei denen bereits einmal ein Adenom entdeckt wurde, haben ein erhöhtes Risiko im Laufe ihres Lebens weitere Adenome bzw. Darmkrebs zu entwickeln. Je nach Anzahl, Größe und Histologie der abgetragenen Adenome werden drei Risikogruppen (negative Koloskopie, Niedrigrisiko, Hochrisiko) unterschieden, nach denen sich das Intervall bis zur nächsten Nachsorgekoloskopie richtet.
Obwohl Koloskopien meist qualitativ hochwertig durchgeführt werden, kommt es in manchen Fällen zum Auftreten von Darmkrebs noch vor der geplanten Nachsorgekoloskopie, s.g. post-screening kolorektale Karzinome (PSCRC).  Mögliche Ursachen sind übersehenen Läsionen, inkomplett abgetragene Läsionen, oder besonders aggressives Tumorwachstum.
Die ADR des/der EndoskopikerIn ist signifikant mit der Inzidenz und Mortalität von PSCRC assoziiert. Dennoch wird die ADR in den derzeitigen Nachsorgerichtlinien nicht berücksichtigt.
In der vorliegenden Arbeit wurde erstmals der kombinierte Effekt von ADR und der Risikogruppe auf das Auftreten von PSCRC untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass beide Faktoren unabhängig voneinander signifikant mit dem Auftreten von PSCRC assoziiert sind. PatientInnen der Hochrisikogruppe und jene mit negativer Koloskopie, die von einem/einer EndoskopikerIn mit einer niedrigen ADR untersucht wurden, hatten ein signifikant höheres Risiko ein kolorektales Karzinom zu entwickeln als jene, die von einem/einer EndoskopikerIn mit einer leitlinien-konformen ADR untersucht wurden. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit einer adäquaten ADR und zeigen, dass ADR der EndoskopikerInnen zusätzlich zu den Charakteristika abgetragener Adenome für die Entscheidung zum Nachsorgeintervall berücksichtigt werden sollte.

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde darüber hinaus erstmals ein dynamisches Konzept der ADR vorgestellt. Die bislang gängige Berechnung bezog sich auf die Anzahl an Koloskopien, bei denen mindestens ein Adenom entdeckt wurde, wofür alle Koloskopien, die der/die EndoskopikerIn in diesem Jahr bzw. in der Studienperiode durchgeführt hat, herangezogen wurden. Das von den AutorInnen vorgestellt Konzept beschriebt eine dynamische Berechnung, bei der die ADR für jede Untersuchung neu berechnet wird, und ausschließlich eine gewisse Anzahl vergangener Untersuchungen berücksichtigt. Diese dynamische Berechnung berücksichtigt eine Veränderung der ADR über einen gewissen Zeitraum und bezieht somit einen potentiellen Lerneffekt der Endoskopiker mit ein.

Schlussendlich konnte auch gezeigt werden, dass die Entdeckungsrate von fortgeschrittenen Adenomen, die als alternativer Goldstandard in der Qualitätssicherung diskutiert wird, jedoch in der klinischen Routine aufwändigerer zu bestimmen wäre als die ADR, keinen stärkeren prognostischen Wert hat als die ADR.

Wissenschaftliches Umfeld

Das Forschungsinteresse von Frau Dr.in Waldmann, PhD gilt dem kolorektalen Karzinom mit Schwerpunkt auf Screening und Prävention sowie familiäre Syndrome. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit untersuchte sie Tumor- und PatientInnen Charakteristika von kolorektalen Karzinomen, denen eine Mutation in DNA-Reparatur-Enzymen zugrunde liegt. Die Studie ist in Kooperation mit der Abteilung für Chirurgie und dem Institut für Pathologie des Klinikum Favoriten und der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MUW entstanden. Nach Abschluss ihres Studiums begann Frau Dr.in Waldmann als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ (Leitung: a.o. Univ.- Prof.in Dr.in Monika Ferlitsch), einem Kooperationsprojekt der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, der Österreichischen Krebshilfe, und des Dachverbands der Österreichischen Sozialversicherungsträger, zu arbeiten. Der Schwerpunkt des Projekts ist die systematische Erhebung und Qualitätssicherung von in Österreich durchgeführten Vorsorgekoloskopien. Im Rahmen ihrer Dissertation untersuchte Frau Dr.in Waldmann den Einfluss von Lebensstil (Alkohol,- und Nikotinkonsum, körperliche Aktivität, etc.) und Co-Morbiditäten (Diabetes Mellitus, Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie, etc.) auf das Auftreten kolorektaler Adenome. Hierfür wurden in Kooperation mit der Abteilung für Klinische Biometrie Daten von Vorsorgekoloskopien, die im Rahmen des o.g. Qualitätszertifikats erhoben wurden, mit Daten der allgemeinen Gesunden-Untersuchung verknüpft und analysiert.
Im Rahmen ihres Post-Docs arbeitete sie an Kooperationsprojekten mit dem Marie-Sklodowska-Curie Cancer Center and Institute of Oncology in Warschau, Polen, der Clinical Effectiveness Research Group, Institute of Health and Society in Oslo, Norwegen und der Frontier Science Foundation in Boston.

Für ihre Arbeiten wurde sie mit dem Young Scholar Award der United European Gastroenterology Society und mit dem Cristal Diversity Award der American Society for Gastrointestinal Endoscopy ausgezeichnet.

Zur Person

Dr.in Elisabeth Waldmann, PhD hat Humanmedizin in Wien studiert, welches sie 2012 erfolgreich abschloss. Im Anschluss absolvierte sie ihr PhD Studium an der Klinik für Innere Medizin III, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, wo sie seit 2014 auch als Assistenzärztin tätig ist. Nach ihrer Elternkarenz folgte Post-Doc an der Harvard T. H. Chan School of Public Health. Neben ihrer Forschungstätigkeit beteiligt sich Drin. Waldmann auch am Mentoring Programm der MUW sowie an der Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Diplomarbeiten.

Ausgewählte Literatur

  1. Waldmann E, Penz D, Sinkovec H, Heinze G, Rinner C, Jiricka L, Majcher B, Hinterberger A, Trauner M, Ferlitsch M. Interval cancer after colonoscopy in the Austrian National Screening Programme: influence of physician and patient factors. Gut oct 6:gutjnl-2019-319427 (2020) Online ahead of print.
  2. Wieszczy P*, Waldmann E*, Loberg M, Regula J, Rupinski M, Bugajski M, Gray K, Kalager M, Ferlitsch M, Kaminski M*, Bretthauer M*. Colonoscopist Performance and colorectal cancer risk after adenoma removal to stratify surveillance: two nationwide observational studies. Gastroenterology 160, 1067-1074 (2021)
  3. Waldmann E, Kammerlander A, Gessl I, Penz D, Majcher B, Hinterberger A, Bretthauer M, Trauner M, Ferlitsch M Association of Adenoma Detection Rate and Adenoma Characteristics with Colorectal Cancer Mortality after screening colonoscopy. Clinical Gastroenterology and Hepatology 17:S1542-3565(21)00457-2 (2021) Online ahead of print.
  4. Ferlitsch M, Moss A, Hassan C, Bhandari P, Dumonceau JM, Paspatis G, Jover R, Langner C, Bronzwaer M, Nalankilli K, Fockens P, Gralnek I, Gschwantler M, Waldmann E, Jeschek P, Heresbach D, Moons L, Lemmers A, Paraskeva K, Pohl J, Ponchon T, Regula J, Repici A, Rutter M, Burgess NG, Bourke MJ.  Colorectal polypectomy and endoscopic mucosal resection (EMR) guideline of the European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Clinical Guideline. Endoscopy 49, 270-297 (2017)
  5. Waldmann E, Heinze G, Ferlitsch A, Gessl I, Sallinger D, Jeschek P, Britto-Arias M, Salzl P, Fasching E, Jilma B, Kundi M, Trauner M, Ferlitsch M. Risk factors cannot explain the higher prevalence rates of precancerous lesions in men. British Journal of Cancer 115, 1421-1429 (2016)
  6. Waldmann E, Gessl I, Sallinger D, Jeschek P, Britto-Arias M, Heinze G, Fasching E, Weiss W, Gschwantler M, Trauner M, Ferlitsch M. Trends in quality of screening colonoscopy in Austria. Endoscopy 48, 1102-1109 (2016)

Dr.in Elisabeth Waldmann

Dr.in Elisabeth Waldmann
Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

T: +43 (0)1 40400-47410
elisabeth.waldmann@meduniwien.ac.at