DDr. Gregor Dovjak
MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, November 2022
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn DDr. Gregor Dovjak aus Anlass der im Top-Journal „Journal of the American College of Cardiology“ (IF 24,094) erschienenen Arbeit „Abnormal Extracardiac Development in Fetuses with Congenital Heart Disease “.
Diese multidisziplinäre Studie entstand im Rahmen einer Kollaboration von DDr. Gregor Dovjak der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, in der Arbeitsgruppe für fetale MRT von Prof. Gregor Kasprian (Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin) in Zusammenarbeit mit Prof.in Barbara Ulm von der Abteilung für Fetomaternale Medizin und Geburtshilfe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde.
Die fetale MRT bei ungeborenen Kindern mit angeborenen Herzfehlern ermöglicht eine Abschätzung der Häufigkeit von extrakardialen Fehlbildungen der Organe
Kongenitale Herzfehler (CHD für engl. congenital heart disease) zählen zu den häufigsten angeborenen Malformationen. Das fetale Outcome sowie die Hirnentwicklung sind dabei, unabhängig von einer etwaigen postnatalen Korrektur-Operation, häufig beeinträchtigt. Durch Verbesserung des postnatalen Managements konnte die Mortalität in den letzten Jahren substanziell vermindert werden.
Die fetale MRT ist eine potente Methode, um unabhängig von maternalem Körpergewicht oder Fruchtwassermenge, fetale Strukturen und insbesondere Organe wie das Gehirn, hochauflösend darzustellen und eine zuverlässige pränatale Diagnostik zu bieten. Vor allem Malformationen der hinteren Schädelgrube sowie des Corpus callosum gehören zu den häufigsten Zuweisungsdiagnosen. Assoziierte extrakardiale Fehlbildungen treten, wie in der aktuellen Studie dargestellt, häufig bei Feten mit CHD auf (vor allem im Gehirn), was die CHD zu einer relevanten MR-Indikation verändert.
Die insgesamt 429 in dieser Studie eingeschlossenen Feten mit sonographisch diagnostizierter CHD und vorhandener fetaler MRT wurden in 15 kardiale Subgruppen unterteilt. Zu den häufigsten CHD gehörten die Fallot Tetralogie, komplexe Herzfehler, linksventrikuläre Ausflusstrakt-Obstruktion, sowie Ventrikel- bzw. Atriumseptumdefekte. In allen Feten wurden extrakardiale Anomalien (ECA für engl. extracardiac anomaly), getrennt in neun verschiedenen Organsystem (unter anderem Gehirn, respiratorisch, gastrointestinal), quantifiziert und ausgewertet. Es konnte mittels der fetalen MRT gezeigt werden, dass bereits ab frühen Schwangerschaftswochen Feten mit CHD einen hohen Anteil (56,6%) an ECA haben und insbesondere strukturelle Gehirn-auffälligkeiten (25,4% aller CHD Feten) häufig vorkommen.
Diese Resultate sind relevant, da sie in einer erhöhten Zuweisungsrate von kongenitalen Herzfehlern zur fetalen MRT resultieren werden, um bereits in frühen Schwangerschaftswochen das potenzielle Risiko dieser Feten kalkulieren zu können und um somit auch das perinatale Management optimal adaptieren zu können.
Wissenschaftliches Umfeld
DDr. Gregor Dovjak begann seine wissenschaftliche Tätigkeit an der neuroradiologischen Abteilung der Univ. Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin in der Arbeitsgruppe für fetale MRT im 4. Studienjahr. Unter der Anleitung von Prof. Gregor Kasprian und Prof.in Daniela Prayer begann er an mehreren fetalen MRT Studien zu arbeiten, die sich vor allem mit der Visualisierung, Anatomie und Malformationen der hinteren Schädelgrube sowie auch mit fetalen Herzfehlen beschäftigten. In dieser Forschungsgruppe schloss er 2021 auch das Doktoratsstudium (N790) im Cluster Clinical Neurosciences ab, mit dem Dissertationsthema „Development of the fetal cerebellar vermis in vivo and in utero“.
Durch die pränatale MR Bildgebung arbeitet die fetale MRT Arbeitsgruppe eng mit Expert:innen anderer Fachgruppen wie der Gynäkologie, Pathologie, Neuropädiatrie, Kinderkardiologie, sowie auch mit dem CIR (computational imaging research) zusammen. Insbesondere mit der Universitätsklinik Klinik für Frauenheilkunde als häufige Zuweiser zur fetalen MRT (Untereinheit Geburtshilfe; Prof.in Barbara Ulm als Spezialistin für fetale Echokardiographie) entstanden bereits mehrere Projekte – hieraus resultierte auch die aktuelle Arbeit über extrakardiale Auffälligkeiten bei Kindern mit kongenitalem Herzfehler.
Zur Person
DDr. Dovjak wurde 1990 in Gmunden geboren. Er studierte von 2010 bis 2016 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Parallel zur Basisausbildung begann er 2016 mit dem Doktoratsstudium N790. 2017 begann er seine klinische Tätigkeit an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, wo er sich zurzeit im letzten Jahr der Ausbildung zum Facharzt für Radiologie befindet. Neben seiner Forschungstätigkeit beteiligt sich DDr. Dovjak auch aktiv an der Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Wahlfächer, KPJ Student:innen und Diplomarbeiten.
Ausgewählte Literatur
- Dovjak G, Hausmaninger G, Zalewski T, Schmidbauer V, Weber M, Worda C, Seidl-Mlczoch E, Berger-Kulemann V, Prayer D, Kasprian G, Ulm B. Brainstem and cerebellar volumes at MRI are smaller in fetuses with congenital heart disease; Am J Obstet Gynecol. 2022 Mar
- Dovjak G, Zalewski T, Seidl-Mlczoch E, Ulm P, Berger-Kulemann V, Weber M, Prayer D, Kasprian G, Ulm B. Abnormal Extracardiac Development in Fetuses with Congenital Heart Disease; J Am Coll Cardiol. 2021 Dec
- Dovjak GO, Schmidbauer V, Brugger PC, Gruber GM, Diogo M, Glatter S, Weber M, Ulm B, Prayer D, Kasprian G. Normal human brainstem development in vivo: a quantitative fetal MRI study; Ultrasound Obstet Gynecol. 2021 Aug
- Ulm B, Dovjak GO, Scharrer A, Muin DA, Zimpfer D, Prayer D, Weber M, Berger-Kulemann V. Diagnostic quality of 3Tesla postmortem magnetic resonance imaging in fetuses with and without congenital heart disease; Am J Obstet Gynecol. 2021 Aug
- Dovjak GO, Diogo MC, Brugger PC, Gruber GM, Weber M, Glatter S, Seidl R, Bettelheim D, Prayer D, Kasprian GJ: Quantitative fetal MRI assessment of cystic posterior fossa malformations; Ultrasound Obstet Gynecol. 2019 Oct
- Dovjak GO, Brugger P, Gruber M, Song J, Weber M, Langs G, Bettelheim D, Prayer D, Kasprian G: Prenatal assessment of cerebellar vermian lobulation: fetal MRI with 3 Tesla post-mortem correlation; Ultrasound Obstet Gynecol. 2017 Aug