Dr. Lukas Hartl, BA
MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, November 2023
Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Lukas Hartl aus Anlass der im Top-Journal „Hepatology“ (IF 17.3) erschienenen Arbeit „Progressive cholestasis and associated sclerosing cholangitis are frequent complications of COVID-19 in patients with chronic liver disease“. (1). Diese Studie entstand unter der Anleitung von Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. med. univ. Thomas Reiberger und Univ.-Prof. Dr. med.univ. Michael Trauner an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, dem Klinischen Institut für Virologie, sowie dem ITSC (IT-Systems and Communications) der MedUni Wien.
Gallengangschädigung und Leberversagen in Patient:innen mit Lebererkrankung und COVID-19
Im Rahmen von COVID-19 weisen viele Patient:innen einer Erhöhung der Leberwerte auf (2). In der vorliegenden Querschnittstudie wurde beobachtet, dass es bei Patient:innen mit vorbestehenden Lebererkrankungen wie Fettleber, Leberfibrose oder Leberzirrhose nach Infektion mit dem severe acute coronavirus-2 (SARS-CoV-2) oft zu einem vorübergehenden Anstieg der Leberparameter Aspartat-Aminotransferase (AST) und Alanin-Aminotransferase (ALT) kommt. Im weiteren Verlauf wurde bei manchen Patient:innen ein zunehmender Anstieg der Gallestauparameter alkalische Phosphatase (AP) und Gamma-Glutamyltransferase (GGT) beobachtet, welche sich auch lange nach der SARS-CoV-2 Infektion nicht vollkommen normalisierten. Darüber hinaus wurden bei 23,1% dieser Patient:innen Zeichen eines cholestatischen (also Gallestau-assozierten) Leberschadens gefunden.
15,4% der Patient:innen mit vorbestehender Lebererkrankung entwickelten klinisch relevante Gallengangsschädigungen, die in bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) als sekundär sklerosierende Cholangitis (SSC) klassifiziert wurden. Die SSC ist eine fortschreitende Erkrankung mit zunehmender Zerstörung der Gallengänge, die zumeist nach schwerer Krankheit nach längerem Aufenthalt auf Intensivstationen auftritt (3).
Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe bestehend aus Patient:innen mit Lebererkrankung und non-COVID-19-Lungenentzündung entwickelten jene mit COVID-19 signifikant häufiger eine SSC, was auf eine direkte Lebertoxizität von SARS-CoV-2 hinweist (4).
Patient:innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) und metabolischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus entwickelten dabei besonders häufig eine SSC. Weiters wies der Großteil der Patient:innen mit SSC einen sehr schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 auf, musste intubiert werden oder benötigte eine Behandlung mittels extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO). Die Patient:innen mit SSC hatten eine schlechte Prognose, wobei eine Lebertransplantation eine mögliche Therapieoption für dieses Patient:innen kollektiv darstellt.
Wissenschaftliches Umfeld
Dr. Lukas Hartl begann seine wissenschaftliche Laufbahn noch während des Medizinstudiums im Rahmen seiner Diplomarbeit unter Anleitung von Assoc. Prof. Dr. Thomas Reiberger an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Michael Trauner), wobei er antifibrotische und pfortaderdrucksenkende Therapieoptionen in tierexperimentellen Studien untersuchte.
Aktuell betreibt er gemeinsam mit seinen Kolleg:innen an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie translationale und klinische Studien. Im Rahmen seines PhD Studiums untersucht Dr. Hartl Störungen im Hormonhaushalt bei Patient:innen mit Lerberzirrhose, worüber er bereits mehrere Arbeiten in wissenschaftlichen Top-Journalen publizieren konnte (5, 6). Weiters beschäftigt er sich mit der Erforschung portaler Hypertension und nicht-invasiver Tests bei Patient:innen mit Leberzirrhose. Gemeinsam mit Dr. Mathias Jachs entwickelte er einen Algorithmus zur besseren Risikostratifizierung bei kompensierten Patient:innen mit Leberzirrhose, der im Journal Clinical Gastroenterology and Hepatology (IF 13,576) veröffentlicht wurde (7).
In enger Zusammenarbeit mit der der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, des Institutes für klinische Virologie, sowie dem ITSC (IT-Systems and Communications) der MedUni Wien führte er auch mehrere Studien durch, die die Wechselwirkungen von SARS-CoV-2 mit der Leber und Lebererkrankungen untersuchten (1, 2, 6, 8-10). Dabei erfolgte auch eine Kooperation mit den Lebertransplantationszentren an den Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck.
Zur Person
Dr. Lukas Hartl, BA studierte von Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien (2014 bis 2020) und absolvierte ein Bachelorstudium in Philosophie an der Universität Wien (2014 bis 2019). Nach Abschluss des Medizinstudiums absolvierte er seine Basisausbildung am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien und ist seit September 2021 im Rahmen seiner Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie tätig. Gleichzeitig absolviert er ein Doktoratsstudium der angewandten medizinischen Wissenschaften an der Medizinischen Universität Wien.
Neben seiner Forschungstätigkeit beteiligt er sich auch an der studentischen Lehre im Rahmen des Humanmedizinstudiums und betreut Diplomarbeiten.
Ausgewählte Literatur
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Hartl L, Haslinger K, Angerer M, Semmler G, Schneeweiss-Gleixner M, Jachs M, Simbrunner B, et al. Progressive cholestasis and associated sclerosing cholangitis are frequent complications of COVID-19 in patients with chronic liver disease. Hepatology 2022;76:1563- 1575.
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Hartl L, Haslinger K, Angerer M, Jachs M, Simbrunner B, Bauer DJM, Semmler G, et al. Age-adjusted mortality and predictive value of liver chemistries in a Viennese cohort of COVID- 19 patients. Liver Int 2022.
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Horvatits T, Drolz A, Trauner M, Fuhrmann V. Liver Injury and Failure in Critical Illness. Hepatology 2019;70:2204-2215.
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Nardo AD, Schneeweiss-Gleixner M, Bakail M, Dixon ED, Lax SF, Trauner M. Pathophysiological mechanisms of liver injury in COVID-19. Liver Int 2021;41:20-32.
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Hartl L, Jachs M, Desbalmes C, Schaufler D, Simbrunner B, Paternostro R, Schwabl P, et al. The differential activation of cardiovascular hormones across distinct stages of portal hypertension predicts clinical outcomes. Hepatol Int 2021.
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Hartl L, Jachs M, Simbrunner B, Bauer DJM, Semmler G, Gompelmann D, Szekeres T, et al. Cirrhosis-Associated RAS-Inflammation-Coagulation Axis Anomalies: Parallels to Severe COVID-19. J Pers Med 2021;11.
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Jachs M, Hartl L, Simbrunner B, Bauer D, Paternostro R, Scheiner B, Balcar L, et al. The Sequential Application of Baveno VII Criteria and VITRO Score Improves Diagnosis of Clinically Significant Portal Hypertension. Clin Gastroenterol Hepatol 2022.
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Hartl L, Semmler G, Hofer BS, Schirwani N, Jachs M, Simbrunner B, Bauer DJM, et al. COVID-19-related downscaling of in-hospital liver care decreased patient satisfaction and increased liver-related mortality. Hepatology Comm 2021.
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Hartl L, Jachs M, Bauer D, Simbrunner B, Chromy D, Binter T, Steininger L, et al. HCV hotline facilitates Hepatitis C elimination during the COVID-19 pandemic. J Viral Hepat 2022;29:1062-1072.
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Hartl L, Tatscher E, Weiss M, Balcar L, Strassl R, Jachs M, Mandorfer M, et al. The impact of COVID-19 on liver transplantation programs in Austria. Wien Klin Wochenschr 2022;134:875-882.