Skip to main content English

2024 August - Gregor Heitzinger

Oops, an error occurred! Code: 2024122006242771d5d1b3

Dr. Gregor Heitzinger, PhD

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, August 2024

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Gregor Heitzinger aus Anlass der im Top-Journal „European Journal of Heart Failure“ (IF 18.2) erschienenen Arbeit „Contemporary insights into the epidemiology, impact and treatment of secondary tricuspid regurgitation across the heart failure spectrum“(1). Die Observationsstudie entstand im Rahmen des PhD-Studiums von Dr. Gregor Heitzinger an der Universitätsklinik für Innere Medizin II/ Abteilung für Kardiologie in der Arbeitsgruppe von Ap. Prof. Priv.-Doz. Dr. Philipp Bartko, PhD und Assoc. Prof. Priv. -Doz. Dr. Georg Goliasch, PhD.

 

Sekundäre Trikuspidalklappeninsuffizienz: Mehr als nur eine Komorbidität

Die sekundäre Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI) ist eines der am häufigsten beschriebenen Herzklappenvitien in der Gesamtpopulation und auch in Herzinsuffizienzpopulationen. Frühere Daten zeigen, dass diese einen signifikanten Einfluss auf das Patientenüberleben und die Hospitalisierungsraten bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz (HI) hat(2, 3). In den letzten Jahren wurde durch Verbesserung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten das Spektrum der Herzinsuffizienz deutlich erweitert. Neben der chronischen HI mit reduzierter Linksventrikelfunktion (LVEF) (≤40% LVEF), stehen nun auch Patient:innen mit mäßiggradig-reduzierter LVEF (41-49%) und Patient:innen mit erhaltener LVEF (≥50%) im klinischen und wissenschaftlichen Fokus(4). Der vorliegende Artikel bietet eine aktuelle epidemiologische Aufarbeitung der Prävalenz, des Einflusses und der Behandlung der sekundären TI über das gesamte Herzinsuffizienzspektrum.

Die Observationsstudie inkludiert 13469 Patient:innen mit Herzinsuffizienz und sekundärer TI von 2010-2020. Die Herzinsuffizienz wurde gemäß den derzeitigen Richtlinien diagnostiziert und klassifiziert. Der Endpunkt war dabei die Gesamtmortalität. Patient:innen mit primären Trikuspidalklappenvitien oder mehr als mittelgradigen Aorten-/Pulmonalvitien wurden exkludiert. Insgesamt war die HI mit erhaltener Linksventrikelfunktion der häufigste Subtyp in dieser Kohorte (n = 7733, 57%), eine höhergradige TI konnte bei 1514 (11%) der Patient:innen festgestellt werden, wobei diese bei Frauen öfter vertreten war (15% vs 9.6%, p < 0.001). Am häufigsten trat die höhergradige TI bei Patienten mit red. LVEF auf (n = 496, 20%). Weiters konnte bei Patient:innen mit höhergradiger TI ein drastisch eingeschränktes Überleben (Hazard Ratio und 95% Konfidendenzintervall: 2.19 [2.01-2.38], p<0.001) im Vergleich zu Patient:innen mit leicht- oder mittelgradiger TI dargestellt werden. Allerdings bestand der nachteilige Einfluss schon bei Patient:innen mit leichter sTI im direkten Vergleich zum angenommenen Überleben in der Normalbevölkerung. Auch in der Analyse stratifiziert nach dem zugrunde liegenden Herzinsuffizienz Subtypus zeigte sich das Sterberisiko bei leichter TI im Vergleich zum erwarteten Überleben deutlich erhöht. Unabhängig vom Herzinsuffizienztyp war die höhergradige sTI mit der höchsten Mortalitätsrate assoziiert. Die ausgeprägte nachteilige Auswirkung von höhergradiger sTI blieb in allen untersuchten Subgruppen erhalten, außer bei Patient:innen mit schwer beeinträchtigter RV-Funktion. Es wurden signifikante Interaktionen zwischen höhergradiger sTI und Alter, Hypertonie, ischämischer Herzkrankheit, LV-Größe und RV-Funktion beobachtet. Die Assoziation von höhergradiger sTI und Gesamtmortalität war bei jüngeren Patient:innen (<70 Jahre) stärker ausgeprägt. Über den Beobachtungszeitraum erhielten insgesamt nur 147 Patient:innen (3%) mit sekundärer TI eine chirurgische oder perkutane Therapie. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen hier zum ersten Mal eine strukturierte Aufarbeitung der Prävalenz und des Einflusses der sekundären TI auf das Überleben in Herzinsuffizienzpatient:innen. Dies ist relevant vor allem in Hinblick auf die weltweit steigenden HI-Prävalenzen und die zunehmende Überalterung der Bevölkerung, um evidenzbasierte Entscheidungen in der Gesundheitspolitik zu treffen. Zusammenfassend ist eine mehr als mittelgradige sekundäre TI in allen HI Subgruppen weit verbreitet und mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Dieser negative Effekt wird unabhängig in allen HI Subgruppen beobachtet. Trotz bestehender Therapieoptionen ist die Behandlungsrate über den Beobachtungzeitraum gering.

Wissenschaftliches Umfeld

Bereits während des Studiums beschäftigte sich Dr. Heitzinger als studentischer Mitarbeiter an der Klinik für Innere Medizin II. In diesem Zusammenhang konnte er bei diversen wissenschaftlichen Projekten mitwirken. Das zentrale Forschungsthema sind Herzklappenvitien, insbesondere die sekundäre Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz. Im Detail stehen hier die Aufarbeitung der Epidemiologie(1, 5) und die echokardiographische Risikostratifizierung(6) im Vordergrund, aber auch die Applikation moderner statistischer Untersuchungsmethoden im Bereich der Vitienforschung zählt zu den derzeitigen Forschungsgebieten(7, 8). Im Rahmen dieser Projekte konnten mehrere Publikationen in renommierten Journalen, welche ebenfalls international Anerkennung gefunden haben, publiziert werden. Weiters besteht eine aktive Kooperation mit mehreren Zentren in Rahmen von multizentrischen klinischen Studien. Besonders hervorzuheben ist hier das TRIGISTRY, ein großes multizentrisches Register von Patient:innen mit höhergradiger TI, welches in Zusammenarbeit mit dem University of Ottawa Heart Institute in Ottawa, Kanada und dem Centre Cardiologique du Nord, Saint-Denis, Frankreich durchgeführt wird(9).

Zur Person

Dr. med. univ. Gregor Heitzinger studierte von 2015-2021 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Schon während des Studiums war er als studentischer Mitarbeiter in wissenschaftlichem Umfeld an der Universitätsklinik für Innere Medizin II tätig. Seit 2020 ist er Student im MD-PhD-Exzellenzprogramm (Vascular Biology – Programm) der Medizinischen Universität. Dieses konnte er 12/23 mit der Promotion abschließen. Während des PhD-Studiums begann er zusätzlich mit der klinischen Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin an der Klinischen Abteilung für Kardiologie. Neben Klinik und Wissenschaft, ist auch die Lehre und Betretung von Diplomand:innen ein essenzieller Teil seiner Arbeit an der Medizinischen Universität geworden.

Ausgewählte Literatur

  1. Heitzinger G, Pavo N, Koschatko S, Jantsch C, Winter MP, Spinka G, et al. Contemporary insights into the epidemiology, impact and treatment of secondary tricuspid regurgitation across the heart failure spectrum. Eur J Heart Fail. 2023.

  2. Topilsky Y, Maltais S, Medina Inojosa J, Oguz D, Michelena H, Maalouf J, et al. Burden of Tricuspid Regurgitation in Patients Diagnosed in the Community Setting. JACC Cardiovasc Imaging. 2019;12(3):433-42.

  3. Bartko PE, Arfsten H, Frey MK, Heitzinger G, Pavo N, Cho A, et al. Natural History of Functional Tricuspid Regurgitation: Implications of Quantitative Doppler Assessment. JACC Cardiovasc Imaging. 2019.

  4. McDonagh TA, Metra M, Adamo M, Gardner RS, Baumbach A, Bohm M, et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J. 2021;42(36):3599-726.

  5. Bartko PE, Heitzinger G, Pavo N, Heitzinger M, Spinka G, Prausmuller S, et al. Burden, treatment use, and outcome of secondary mitral regurgitation across the spectrum of heart failure: observational cohort study. BMJ. 2021;373:n1421.

  6. Bartko PE, Arfsten H, Heitzinger G, Pavo N, Toma A, Strunk G, et al. A Unifying Concept for the Quantitative Assessment of Secondary Mitral Regurgitation. J Am Coll Cardiol. 2019;73(20):2506-17.

  7. Heitzinger G, Spinka G, Prausmüller S, Pavo N, Dannenberg V, Donà C, et al. Tailored Risk Stratification in Severe Mitral Regurgitation and Heart Failure Using Supervised Learning Techniques. JACC: Advances. 2022;1(3):100063.

  8. Heitzinger G, Spinka G, Koschatko S, Baumgartner C, Dannenberg V, Halavina K, et al. A streamlined, machine learning-derived approach to risk-stratification in heart failure patients with secondary tricuspid regurgitation. Eur Heart J Cardiovasc Imaging. 2023;24(5):588-97.

  9. Dreyfus J, Galloo X, Taramasso M, Heitzinger G, Benfari G, Kresoja KP, et al. TRI-SCORE and benefit of intervention in patients with severe tricuspid regurgitation. Eur Heart J. 2024;45(8):586-97.


Dr. Gregor Heitzinger, PhD

Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Klinische Abteilung für Kardiologie
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

T: +43 (0)1 40400-46140
gregor.heitzinger@meduniwien.ac.at
X: @g_heitzinger