Skip to main content English

2018 Juli - Philipp Wohlfarth

Oops, an error occurred! Code: 20241220130517c1068dcf

Dr. Philipp Wohlfarth

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH Juli 2018

Die Jury "Researcher of the Month" verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Dr. Philipp Wohlfarth aus Anlass der im Top-Journal “Critical Care Medicine”, IF 7.44 (TOP) erschienen Arbeit “Characteristics and Outcome of Patients After Allogeneic Hematopoietic Stem Cell Transplantation Treated With Extracorporeal Membrane Oxygenation for Acute Respiratory Distress Syndrome".

Die allogene Stammzelltransplantation wird weltweit zunehmend zur kurativen Therapie verschiedener maligner und nicht-maligner hämatologischer Erkrankungen angewandt. In Europa wurden im Jahr 2014 16.000 Transplantationen durchgeführt, in Österreich sind es ca. 200 jährlich [1]. Auf Grund der Intensität der Therapie und des angewandten Konzepts des Immuntransfers stellen Toxizität, Infektionen und immunologische Komplikationen die wichtigsten Ursachen für ein Therapieversagen dar. Die Lunge ist hierbei ein zentraler Fokus. So konnte rezent gezeigt werden, dass bis zu 12% der Patienten innerhalb eines Jahres nach allogener Transplantation ein schweres akutes Lungenversagen (engl.: acute respiratory distress syndrome; ARDS) entwickeln [2]. Letzteres ist ein lebensbedrohliches Zustandsbild, welches in dieser Gruppe trotz mechanischer Beatmung und weiterer intensivmedizinischer Maßnahmen mit einer Mortalität von bis zu 90% vergesellschaftet ist [3].

In den letzten Jahren hat sich die extrakorporale Membranoxygenation (ECMO) als mögliche Rescue-Therapie beim schweren ARDS etabliert. Im Rahmen einer ECMO-Therapie wird die Lungenfunktion durch einen extrakorporalen Kreislauf, welcher Blut über eine Gasaustaschmembran pumpt, ersetzt. Das Verfahren stellt eine komplexe Intervention mit einer Reihe möglicher Komplikationen dar, sodass es in der Regel erfahrenen Zentren vorbehalten ist. Dieser Umstand bedingt auch, dass ihr Einsatz bei allogen stammzelltransplantierten Patienten mit den oftmals vorhandenen Risikofaktoren (Blutungsneigung durch Thrombopenie, Abwehrschwäche durch die Transplantation bzw. Immunsuppressiva etc.) bisher kontroversiell diskutiert wurde [4, 5].

Die prämierte Arbeit ist weltweit die erste Studie, die den Einsatz von ECMO bei allogen stammzelltransplantierten Patienten untersuchte. Unter der Federführung der Arbeitsgruppe für hämatologische und onkologische Intensivmedizin der Universitätsklinik für Innere Medizin I konnte durch die Zusammenarbeit von insgesamt 12 europäischen Zentren (Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Norwegen) eine Datenbank mit behandelten Patienten erstellt und diese ausgewertet werden. Es wurde gezeigt, dass der Einsatz von ECMO in den ersten 8 Monaten nach Transplantation die Prognose der Patienten nicht verbessern konnte, wohingegen ihr Einsatz nach diesem Zeitraum mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von beinahe 50% vergesellschaftet war. Relevante Komplikationen traten in knapp der Hälfte der Patienten auf, wodurch die Notwendigkeit des auf erfahrene Zentren begrenzten Einsatzes unterstrichen wurde. Die Studie konnte somit den Stellenwert der ECMO-Therapie in der Gruppe allogen stammzelltransplantierter Patienten mit Lungenversagen herausarbeiten und wichtige Schlussfolgerungen für die klinische Praxis liefern. Entsprechend wurde die Leistung der Studienautoren in einem zeitgleich mit der Arbeit erschienen Editorial gewürdigt [6].

Wissenschaftliches Umfeld

Dr. Wohlfarth begann bereits während des Medizinstudiums seine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe für hämatologische & onkologische Intensivmedizin (Leitung: Prof. Peter Schellongowski) der Universitätsklinik für Innere Medizin I (Interim. Leitung: Prof. Dr. Herbert Watzke). Als international renommierte Einrichtung in den jeweiligen Gebieten hat sich die Intensivstation 13i2 der Klinik (Ärztlicher Leiter: Prof. Thomas Staudinger) auf extrakorporale Lungenersatzverfahren und die Behandlung kritisch kranker hämatologischer und onkologischer Patienten spezialisiert. Weiters besteht eine enge Kooperation mit der Einrichtung für Knochenmark- und Stammzelltransplantation (Ärztlicher Leiter: Prof. Werner Rabitsch), ebenfalls Universitätsklinik für Innere Medizin I, der führenden Transplantationsabteilung in Österreich. Entsprechend dieser Schwerpunkte beschäftigten sich die bisherigen Arbeiten von Dr. Wohlfarth mit dem Einsatz von ECMO bei hämatologischen und stammzelltransplantierten Patienten [7, 8] sowie der Ursache und Therapie von Organdysfunktionen in diesen Patientengruppen [9-12]. Die Arbeiten von Dr. Wohlfarth wurden bereits mehrfach in renommierten Fachjournalen publiziert, weiters wurde er bereits mehrmals als Referent zu nationalen und internationalen Fachkongressen eingeladen. Im Jahr 2016 konnte er für eines seiner Forschungsprojekte einen Grant des "medizinisch-wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters der Stadt Wien" einwerben.

Zur Person

Dr. Philipp Wohlfarth, geb. 1988, studierte von 2007-2013 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Er erhielt in dieser Zeit mehrmals ein Leistungsstipendium der Universität und begann seine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe für hämatologische & onkologische Intensivmedizin der Universitätsklinik für Innere Medizin I im Jahr 2011. Seit 2013 absolviert er an ebenjener Klinik die Facharztausbildung für Innere Medizin und ist klinisch an der Einrichtung für Knochenmark- und Stammzelltransplantation sowie der Intensivstation 13i2 tätig. Durch seine Mitarbeit in der Kollaborationsgruppe Intensive Care in Hematologic And Oncologic Patients (ICHOP) entstanden breite internationale Kooperationen, im Rahmen derer er 2017 einen Forschungsaufenthalt an der Klinik für Knochenmarktransplantation des Universitätsklinikum Essen, Deutschland, absolvierte. Ab Juli 2018 wird er als Visiting Physician am Fred Hutchinson Cancer Seattle, Washington, USA, tätig sein.

Ausgewählte Literatur

1.    Passweg JR, Baldomero H, Bader P, Bonini C, Cesaro S, Dreger P, Duarte RF, Dufour C, Kuball J, Farge-Bancel D et al: Hematopoietic stem cell transplantation in Europe 2014: more than 40 000 transplants annually. Bone Marrow Transplant 2016, 51(6):786-792.
2.    Yadav H, Nolan ME, Bohman JK, Cartin-Ceba R, Peters SG, Hogan WJ, Gajic O, Kor DJ: Epidemiology of Acute Respiratory Distress Syndrome Following Hematopoietic Stem Cell Transplantation. Crit Care Med 2016.
3.    Azoulay E, Lemiale V, Mokart D, Pene F, Kouatchet A, Perez P, Vincent F, Mayaux J, Benoit D, Bruneel F et al: Acute respiratory distress syndrome in patients with malignancies. Intensive Care Med 2014, 40(8):1106-1114.
4.    Schmidt M, Brechot N, Combes A: Ten situations in which ECMO is unlikely to be successful. Intensive Care Med 2015.
5.    Staudacher DL, Bode C, Wengenmayer T: Four situations in which ECMO might have a chance. Intensive Care Med 2016, 42(8):1305-1306.
6.    Park PK: Extracorporeal Membrane Oxygenation Support Following Stem Cell Transplant-When Is All That We Have Still Not Enough? Crit Care Med 2017, 45(5):925-926.
7.    Wohlfarth P, Beutel G, Lebiedz P, Stemmler HJ, Staudinger T, Schmidt M, Kochanek M, Liebregts T, Taccone FS, Azoulay E et al: Characteristics and Outcome of Patients After Allogeneic Hematopoietic Stem Cell Transplantation Treated With Extracorporeal Membrane Oxygenation for Acute Respiratory Distress Syndrome. Crit Care Med 2017, 45(5):e500-e507.
8.    Wohlfarth P, Ullrich R, Staudinger T, Bojic A, Robak O, Hermann A, Lubsczyk B, Worel N, Fuhrmann V, Schoder M et al: Extracorporeal membrane oxygenation in adult patients with hematologic malignancies and severe acute respiratory failure. Crit Care 2014, 18(1):R20.
9.    Wohlfarth P, Agis H, Gualdoni GA, Weber J, Staudinger T, Schellongowski P, Robak O: Interleukin-1 receptor antagonist anakinra, intravenous immunoglobulin and corticosteroids in the management of critically ill adult patients with hemophagocytic lymphohistiocytosis. Journal of Intensive Care Medicne 2017(In Press).
10.    Wohlfarth P, Carlstrom A, Staudinger T, Clauss S, Hermann A, Rabitsch W, Bojic A, Skrabs C, Porpaczy E, Schiefer AI et al: Incidence of intensive care unit admission, outcome and post intensive care survival in patients with diffuse large B-cell lymphoma. Leuk Lymphoma 2016, 57(8):1831-1838.
11.    Wohlfarth P, Staudinger T, Sperr WR, Bojic A, Robak O, Hermann A, Laczika K, Carlstrom A, Riss K, Rabitsch W et al: Prognostic factors, long-term survival, and outcome of cancer patients receiving chemotherapy in the intensive care unit. Annals of hematology 2014, 93(10):1629-1636.
12.    Wohlfarth P, Turki A, Steinmann J, Fiedler M, Steckel NK, Beelen DW, Liebregts T: Microbiological diagnostic work-up of acute respiratory failure with pulmonary infiltrates following allogeneic hematopoietic stem cell transplantation: findings in the era of molecular and biomarker-based assays. Biology of blood and marrow transplantation : journal of the American Society for Blood and Marrow Transplantation 2018, In Press.


Dr. Philipp Wohlfarth

Einrichtung für Knochenmark- und Stammzelltransplantation
Universitätsklinik für Innere Medizin I
Medizinische Universität Wien
1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20

T: +43 (0)1 40400-57050
philipp.wohlfarth@meduniwien.ac.at