Endokarditis und Endokarditisprophylaxe
Die Endokarditis ist eine infektiöse Entzündung der Herzinnenhaut (Endokard). Diese Herzinnenhaut kann besonders bei Kindern mit einer angeborenen Herzerkrankung anfällig für Infektionen sein. Eine Endokarditis entsteht bei strukturellen Abnormalitäten des Herzens bzw der großen Gefäße, wenn es zu Turbulenzen im Rahmen von Shunts, Stenosen oder Insuffizenzen kommt. Damit können sich Bakterien im Blut dort besonders gerne festsetzen und eine Entzündung erzeugen. Bakterien gelangen zB bei zahnärztlichen Eingriffen ins Blut, aber auch Piercings und Tätowierungen, können Bakterien ins Blutsystem schwemmen. Eine besondere Vorsicht ist bei allen Operation abseits der Herzens erforderlich. Die meisten Kinder mit einem angeborenen Herzfehler haben ein erhöhtes Risiko für eine Endokarditis. Ein besonderes Risiko besteht bei Patienten mit Herzklappenprothesen oder bei Patienten mit implantiertem Fremdmaterial. Bei der Endokarditis gibt es 2 verschiedene Verlaufsformen: die akute Verlaufsform und die subakute Verlaufsform (Endokarditis lenta).-
Zu 90% sind die Erreger Bakterien der Gruppe Streptococcus viridans, Streptococcus faecalis und Staphylococcus aureus. Diese Bakterien lagern sich an den Herzklappen, oder an der Herzinnenhaut von Defekten an und zerstören das Gewebe. Dies kann bis zum Zerstören der Herzklappe führen und damit zu einer lebensbedrohlichen Situation für den Patienten führen. Klinische Zeichen der Endokarditis können unspezifisch mit Fieber, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Blässe beginnen. Hohes Fieber und eine neuaufgetretenes Herzgeräusch bei Patitenten mit einem Herzfehler sollten immer ein Alarmsignal für Endokarditis bei diesen Patienten sein. Zusätzlich kann es zu einer Vergrößerung der Milz und zu Hautläsionen kommen. Diese Hautläsionen entstehen durch bakterielle Mikroembolie, die durch Ablösung kleiner Bakterieninseln von den Herzklappenauflagerungen entstehen. Neben diesen Komplikationen kann es auch zu Hirninfarkten oder Lungeninfarkten kommen, und damit schwere Folgen mit sich tragen. Die Diagnose wird durch Blutkulturen und durch die echokardiographische Untersuchung gesichert. Wenn die Endokarditis fortgeschritten ist, können oft nur die Folgen der Entzündung, im Sinne von schweren Klappenschäden, festgestellt werden.
Die Therapie der Endokarditis erfolgt zur hochdosierte intravenöse Antibiotikagabe. Je nach kultiviertem Erreger wird die Therapie gesteuert. Eine Antibiotikagabe von 6 Wochen wird empfohlen. In besonders schwierigen Fällen muss eine operative Entfernung des Bakterienherdes auf der Herzklappe erfolgen, bzw ebendiese erneuert werden. Die Empfehlungen zur Prophylaxe der Endokarditis wurden 2008 neu geregelt. Diese Regelung stellt die Sanierung der Zähne und eine exzellente Mundhygiene an erster Stelle. Zusätzlich wird die Einnahme von Antibiotika bei Eingriffen, bei denen bekanntermaßen Bakteriämien auftreten empfohlen.
Solch eine Anitibiotikagabe sollen Patienten mit besonders hohem Risiko erhalten, das sind:
Patienten mit Klappenersatz (mechanische und biologische Prothesen), Patienten mit rekonstruierten Klappen unter Verwendung von alloprothetischem Material in den ersten 6 Monaten nach Operationa, Patienten mit überstandener Endokarditis, Patienten mit angeborenen Herzfehlern: Zyanotische Herzfehler, die nicht oder palliativ mit systemisch-pulmonalem Shunt operiert sind, operierte Herzfehler mit Implantation von Conduits (mit oder ohne Klappe) oder residuellen Defekten, d. h. turbulenter Blutströmung im Bereich des prothetischen Materials. Alle operativ oder interventionell unter Verwendung von prothetischem Material behandelten Herzfehler in den ersten 6 Monaten nach Operation, herztransplantierte Patienten, die eine kardiale Valvulopathie entwickeln.
http://www.bvhk.de/index.php?id=208
http://leitlinien.dgk.org/images/pdf/leitlinien_volltext/2007-13-endokarditis-prophylaxe.pdf - gibtd so nicht mehr
http://www.kinderkardiologie.uni-kiel.de/Dokumente/Positionspapier_Endokarditisprophylaxe_Endversion.pdf - gibtd so nicht mehr
Wann sollte behandelt werden?
1. Alle Zahneingriffe, die zu Bakteriämien führen können. Das sind alle Eingriffe, die mit Manipulationen an der Gingiva, der periapikalen Zahnregion oder mit Perforationen der oralen Mukosa einhergehen. Keine Prophylaxe wird bei lokaler Anästhetikainjektion in gesundes Gewebe empfohlen, außer bei intraligamentärer Anästhesie, für die hohe Bakteriämieraten beschrieben sind. Es besteht ebenfalls keine Indikation zur Prophylaxe bei zahnärztlichen Röntgenaufnahmen, bei der Platzierung oder Anpassung prothetischer oder kieferorthopädischer Verankerungselemente, bei der Platzierung kieferorthopädischer Klammern und bei Nahtentfernungen. Keine Indikation zur Prophylaxe besteht auch bei Lippentraumata oder Traumata der oralen Mukosa sowie physiologischem Milchzahnverlust.
2. Oder wenn durch durch Eingriffe im HNO-, Magendarm- oder Genital- Bereich ein offensichtliches Risiko einer Bakteriämie besteht.
Wie sollte behandelt werden?
Antibiotikum, Einzeldosis 30 bis 60 min vor dem Eingriff Orale Einnahme Amoxicillin, Erwachsene 2 g p.o., Kinder 50 mg/kg p.o. Orale Einnahme nicht möglich
Ampicillin, 2 g i.v., 50 mg/kg i.v.
Penicillin- oder Ampicillinallergie
orale Einnahme
Clindamycin, Erwachsene 600 mg p.o., Kinder 20 mg/kg p.o.
Penicillin- oder Ampicillinallergie
orale Einnahme nicht möglich
Clindamycin, Erwachsene 600 mg i.v., Kinder 20 mg/kg i.v.
Siehe auch:
Der Kardiologe Band 1, Heft 4, 243 250 Dez 2007, oder
Deutsche Herzstiftung.