Herztransplantation im Kindesalter
Ein neues Herz
1967 wurde die erste Herztransplantation in Südafrika durch den Herzchirurgen Christiaan Barnard bei einem erwachsenen Patienten erfolgreich durchgeführt; für Kinder wurde diese Behandlung 1984 erstmals in den USA möglich. Auch an der Medizinischen Universität Wien werden seit 1985 Herztransplantationen bei Kindern und Jugendlichen erfolgreich durchgeführt und 2–10 Kinder pro Jahr transplantiert (1985–2023: 95 Kinder- und Jugendliche).
Eine Herztransplantation bei Kindern und Jugendlichen wird immer dann notwendig, wenn das eigene Herz durch eine angeborene Herzmuskelschwäche (Kardiomyopathie), einen angeborenen Herzfehler (Vitium cordis) oder nach einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) mit Medikamenten oder Operationen nicht mehr ausreichend behandelt werden kann.
In diesem Fall können Kinder für eine Herztransplantation angemeldet und auf eine Warteliste mit hoher Dringlichkeitsstufe (high urgency/HU) bei Eurotransplant, dem europäischen Verteilungszentrum, gesetzt werden. Die Wartezeit auf ein Spenderherz ist sehr unterschiedlich. Sollte sich der Zustand des Kindes in dieser Zeit weiter verschlechtern, kann ein Kunstherz (assist device) zur Überbrückung notwendig werden, um das Herzkreislaufsystem stabil zu halten.
Wird ein passendes Organ angeboten, wird das Kind auf die Organverpflanzung vorbereitet. Ein gut durchdachter Ablauf, das Spenderherz so schnell wie möglich zum Empfänger zu bringen, ist ein Schlüssel zum Erfolg einer Herztransplantation. Bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern kann die Transplantation chirurgisch sehr komplex sein, folgt ansonsten jedoch einem standardisiertem Vorgehen. Wie nach jeder Herzoperation werden die Kinder danach auf der Kinderintensivstation und anschließend auf der kinderkardiologischen IMC-Station bis zur Entlassung nach Hause betreut.
Nach der Herztransplantation ist eine lebenslange Einnahme von Medikamenten (Immunsuppressiva) zum Schutz vor einer Abstoßung des neuen Herzens notwendig. Diese besteht aus einer Kombination verschiedener Substanzen, welche das Immunsystem bremsen und deren Wirksamkeit in regelmäßigen Laborkontrollen überprüft wird. Durch die immunsuppressiven Medikamente besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, sodass besondere Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln im Alltag unbedingt eingehalten werden müssen. Auch in der Nahrungsmittelauswahl und -zubereitung sind Besonderheiten zu beachten, auf die die Familien und Patient:innen vor der Entlassung gut geschult werden.
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen werden durch den behandelnden Kinderkardiolog:innen sowie in einer kinderkardiologischen Spezialambulanz des Kinderherzzentrums Wien vorgenommen. Hierbei werden zusätzlich zu den Standarduntersuchungen, wie Echokardiographie, EKG und Laboruntersuchungen, gelegentlich auch erweiterte radiologische Untersuchungen wie MRT- und CT-Untersuchungen veranlasst.
Zur Überwachung von Abstoßungsreaktionen werden immer häufiger noninvasive Methoden herangezogen, jedoch gelten die Probenentnahme aus dem Herzen (Myokardbiopsie) und Kontrastmitteldarstellung der Herzkranzarterien (Koronarangiographie) weiterhin als die zuverlässigste Methode. Sie wird im Transplantationszentrum von Kinderkardiolog:innen vorgenommen.
Für die Kinderfachärzt:innen und Hausärzt:innen stehen wir für jegliche Fragen zur Verfügung, insbesondere was Infekte, Impfungen (es besteht eine Kontraindikation gegen Lebendimpfungen) oder Wechselwirkungen bei Medikationsverschreibungen betrifft.
Eine Herztransplantation ermöglicht eine gute Lebensqualität und führt zu einem annähernd normalen Leben mit Besuch des Kindergartens und der Schule, sowie weiterführender Berufsausbildung. Die Prognose des Transplantats ist in hohem Maße von immunologischen Gegebenheiten, der zur Transplantation führenden Grunderkrankung, dem Alter bei Transplantation, etwaigen Funktionsbeeinträchtigungen anderer Organsysteme sowie von der Mitarbeit (Compliance) der Patient:innen abhängig. Das Transplantatüberleben ist über Jahrzehnte stetig steigend und liegt aktuell im Median bei 19 Jahren, mit der höchsten Überlebensrate bei Transplantation im Säuglingsalter, von im Median 24,5 Jahren.
Die enge Kooperation mit den betreuenden Kinderärzt:innen und zuweisenden Kinderkardiolog:innen sowie die hohe Expertise des größten Transplantationszentrums Österreichs in Wien, erlauben eine überregionale Vorbereitung der Kinder auf eine Herztransplantation und zuverlässige Langzeitnachsorge mit dem Ziel, die Langlebigkeit des neuen Herzens weiter zu erhöhen und den Kindern ein langes und erfülltes Leben zu ermöglichen.