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Weltspitze seit Jahrhunderten: Die Geschichte der MedUni Wien

Die Medizinische Universität Wien darf auf eine bewegte Geschichte voll glanzvoller Höhepunkte und schmerzhafter Tiefen zurückblicken. Die historischen Sammlungen der MedUni Wien, inkl. des prächtigen Josephinums, halten diese für die interessierte Öffentlichkeit fest.

Seit 2004 unabhängig von der Universität Wien, ist die MedUni Wien eine der jüngsten Hochschulen, kann aber gleichzeitig auf eine jahrhundertelange Tradition verweisen: Von der mittelalterlichen Universität bis zum hochmodernen Forschungsstandort.


Die MedUni Wien von 1365 bis heute

Erste Nachweise aus dem Mittelalter

Als medizinische Fakultät der Universität Wien war die MedUni Wien Gründungsmitglied der 1365 gegründeten Alma Mater Rudolphina und schon im Mittelalter eine weithin anerkannte Instanz für Gesundheitsfragen. Ab dem Jahre 1399 sind Fakultätsakten erhalten, die belegen, dass sie bei Streitigkeiten zwischen Badern, Hebammen und regionalen Grundherren als Schlichtungsstelle angerufen wurde. Im heutigen Ober- und Niederösterreich und in Teilen von Bayern durften nur Doktoren der Medizin mit Approbation der Wiener Medizinischen Fakultät praktizieren.

Die Wiener Medizinische Schule in der Kaiserstadt

Internationale Bedeutung errang die Fakultät erstmals im 18. Jahrhundert, als der Holländer Gerard van Swieten von der Habsburgerin Maria Theresia nach Wien geholt wurde und den Grundstein zur ersten Wiener Medizinischen Schule legte. Medizinische Koryphäen lehrten und forschten nun in der Kaiserstadt und machten das heute so bezeichnete Bedside-Teaching zur paradigmatischen Methode in der Ausbildung.

Weltweit erste medizinische Spezialisierung

Mit der Eröffnung des Allgemeinen Krankenhauses im Jahre 1784 bekamen die Mediziner eine neue Wirkungsstätte, die sich mehr und mehr zum wichtigsten Forschungszentrum entwickelte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand die zweite Wiener Medizinische Schule. Doktoren und Studierende erkämpften das Prinzip von Lehr- und Lernfreiheit. Die Grundlagenwissenschaft in der Medizin wurde ausgebaut und die Spezialisierung vorangetrieben: Die ersten Haut-, Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Kliniken der Welt wurden in Wien gegründet! 1897 promoviert Dr. med. Gabriele Possanner als erste Frau an der Universität Wien, 1900 werden Frauen zum Medizinstudium zugelassen.

Internationale Spitzenmedizin im 20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts zählte die Medizin in Wien zur internationalen Spitzenklasse. Clemens von Pirquet definierte die Begriffe der Allergie und der Serumskrankheit, Ernst Peter Pick führte bedeutende Versuche zur chemischen Spezifität der immunologischen Reaktionen durch, die Wiener Schule der Zahnmedizin (gegründet von Bernhard Gottlieb) erzielte in den 20er Jahren ihren Höhepunkt. Alle vier Nobelpreise, die in den nächsten Jahrzehnten an (ehemalige) Wiener Mediziner vergeben wurden, fußten auf grundlegenden Arbeiten aus dieser Zeit. Bis weit in die Erste Republik strahlte die ausgezeichnete Medizin- und Forschungstradition der MedUni Wien.

Die größte Zäsur ab 1938

Mit dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland am 13. März 1938 begann für die Medizin in Wien ihr dunkelster Abschnitt. Mehr als 50 Prozent der medizinischen Hochschullehrer:innen, überwiegend jüdischer Abstammung, wurden entlassen. Viele renommierte Forscher:innen, Ärzt:innen und Studierende wurden in die Emigration getrieben oder kamen in Konzentrationslagern oder auf andere tragische Art ums Leben. Die Opfer des Nationalsozialismus bleiben im ewigen Gedenken, auch mit dem Mahnmahl auf dem Campus der Medizinischen Universität Wien.

1945: Wiederaufbau von Gesellschaft und Medizin

Nach 1945 begann der schwierige Wiederaufbau der Medizin. Der ehemalige Ruhm war nun vorerst deutlich verblasst. Zudem mussten 1949 rund 75 Prozent der medizinischen Hochschullehrer:innen an der Universität Wien wegen mehr oder weniger schwerer nationalsozialistischer Belastung entlassen und sukzessive durch eine neu ausgebildete Generation ersetzt werden. Dieser doppelte Bruch der Wiener Medizin - innerhalb nur weniger Jahre - wirkte noch Jahrzehnte nach.

1994: Das neue AKH

Einen Entwicklungsschub brachte jedoch das 1994 offiziell eröffnete neue AKH. Bis 1996 wurden hier alle Universitätskliniken räumlich zusammengeführt und ausgebaut. Dadurch war die Wiener Spitzenmedizin an einem modernen Universitätsklinikum konzentriert, gleichbedeutend mit optimalen Rahmenbedingungen für die Klinische Forschung.

2004: Ein Neubeginn mit ersten großen Erfolgen

Im Jahr 2004 entstand die MedUni Wien als eigene Universität, unabhängig von der Universität Wien. Zu ihrem 10-jährigen Jubiläum 2014 konnte sie erstmals unter die Top 50 der besten medizinischen Universitäten der Welt aufrücken, was Platz 14 in Europa und Platz 3 im deutschsprachigen Raum bedeutete.

Heute: Der Triple Track als Erfolgsfaktor

Heute gilt die MedUni Wien als eine der besten medizinischen Universitäten der Welt, deren Forscher:innen in Top-Magazinen publizieren und hervorragende Forschungsleistungen erbringen. Die gleichwertige Kombination von Forschung, Lehre und Patient:innenversorgung sowie der Betrieb am größten Krankenhauses Europas machen die MedUni Wien einzigartig.


Die größte medizinhistorische Sammlung der Welt

Europaweit einzigartig ist die medizinhistorische Sammlung der MedUni Wien. Sie repräsentiert die traditionsreiche 650-jährige Geschichte dieser Institution und ihr kulturelles Erbe. Die "Gesamtheit des kulturellen Erbes" der Medizinischen Universität Wien gehört zu den größten gewachsenen Sammlungsbeständen der Welt und setzt sich aus vielen verschiedenen Bereichen zusammen – wie z.B. Architektur, Lehrmittel, Instrumente, Handschriften, Literatur, Archivalien und Bildmaterial.

Das 1785 unter Joseph II. erbaute frühklassizistische Josephinum in der Währingerstraße ist das architektonische Highlight der Sammlungen der MedUni Wien. Es nimmt einen besonderen Stellenwert als Eingangstor in die Geschichte der Medizin ein: Nicht nur aufgrund der historischen, architektonischen und kulturellen Bedeutung des Gebäudes und dessen ursprünglichen Sammlungen, sondern auch als Institution, die die gesamten historischen Bestände der MedUni Wien verwaltet, aufarbeitet und vermittelt.

Das reichhaltige kulturelle Erbe der MedUni Wien zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es sich um über viele Jahrhunderte gewachsene Bestände handelt, die durch Publikumsausstellungen der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Der von Isidor Canevale geplante Bau beherbergt bis heute die Sammlung für anatomische Wachspräparate, eine der größten weltweit.

https://www.josephinum.ac.at/