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Variables Immundefektsyndrom: Rolle der B-Zell-Selektion entschlüsselt

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(Wien, 10-05-2023) Das Variable Immundefektsyndrom (CVID) ist der häufigste angeborene symptomatische Immundefekt beim Menschen. Betroffene leiden an wiederkehrenden Infektionen der oberen und unteren Atemwege, viele entwickeln auch Granulome, Lymphome und im schlimmsten Fall Autoimmunerkrankungen. Warum manche CVID-Patient:innen anfällig für Autoimmunerkrankung sind und andere nicht, hat ein internationales Forscher:innenteam unter der Leitung der MedUni Wien nun entschlüsselt. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal „Cell Reports“ veröffentlicht.

Weil das variable Immundefektsyndrom durch einen Mangel an Antikörpern (IgG, IgA und manchmal IgM) gekennzeichnet ist, wird es auch Antikörpermangelsyndrom (engl. Common Variable Immunodeficiency, CVID) genannt. Neben der Infektanfälligkeit haben Betroffene auch ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Autoimmunerkrankung. Bei dieser Fehlsteuerung des Immunsystems, bei der körpereigene Strukturen angegriffen werden, gelten B-Lymphozyten (B-Zellen) als Schlüsselakteure: Autoreaktive B-Zellen müssen während der B-Zell-Entwicklung unterdrückt werden, um Autoimmunität zu verhindern.

„Obwohl Autoimmunerkrankungen häufig vorkommen, wissen wir immer noch wenig über die B-Zell-Selektion bei diesen Patient:innen“, sagt Studienleiter Ola Grimsholm vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien. „Deshalb haben wir uns entschlossen, in einer Studie sowohl zentrale als auch periphere B-Zell-Selektionsmechanismen CVID zu untersuchen.“ Dazu wurden Patient:innen mit nur Infektionen jenen mit Autoimmunerkrankungen gegenübergestellt. So konnte gezeigt werden, dass die zentrale B-Zell-Toleranz im Knochenmark intakt, die periphere B-Zell-Selektion im Keimzentrum jedoch defekt ist. Dies wurde durch die stark reduzierte Anzahl somatischer Mutationen im B-Zell-Rezeptor bestätigt und galt insbesondere für Ersatzmutationen bei Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen.

„Unsere In-vitro-Aktivierungsdaten könnten mechanistisch untermauern, warum der Prozess der somatischen Hypermutation bei diesen Patient:innen nicht optimal funktioniert. Zusammenfassend können unsere Daten zumindest teilweise erklären, warum bestimmte Patienten mit CVID anfällig für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen sind“, sagt Ola Grimsholm im Vorfeld vertiefender Studien zum Thema.

Publikation: Cell Reports
Defective peripheral B cell selection in common variable immune deficiency patients with autoimmune manifestations
Vanda Friman, Isabella Quinti, Alexey N. Davydov, Mikhail Shugay, Chiara Farroni, Erik Engström, Shirin Pour Akaber, Sabina Barresi, Ahmed Mohamed, Federica Pulvirenti, Cinzia Milito, Guido Granata, Ezio Giorda, Sara Ahlström, Johanna Karlsson, Emiliano Marasco, Valentina Marcellini, Chiara Bocci, Simona Cascioli, Marco Scarsella, Ganesh Phad, Andreas Tilevik, Marco Tartaglia, Mats Bemark, Dmitriy M. Chudakov, Rita Carsetti, Ola Grimsholm
DOI: https://doi.org/10.1016/j.celrep.2023.112446