
(Wien, 12-06-2023) Die zeitweise Herabkühlung der Körpertemperatur gilt als ein Weg, um nach einer Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand Hirnschäden zu vermeiden oder zu begrenzen. Forscher:innen der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien haben nun in einem Cochrane Review die Ergebnisse mehrerer Studien dazu analysiert und zeigen in welchem Umfang Kühlmethode das Risiko von Hirnschäden verringern und die neurologischen Ergebnisse nach erfolgreicher Wiederbelebung verbessern können.
Ein Kreislaufstillstand ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem das Herz aufhört zu schlagen und der Blutkreislauf im gesamten Körper zum Stillstand kommt. Sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen sind entscheidend, um das Leben der Betroffenen zu retten. Dabei werden verschiedene Techniken wie die Herzdruckmassage, Beatmungstechniken und der Einsatz eines Defibrillators angewendet. Nach erfolgreicher Wiederbelebung ist es wichtig, Hirnschäden zu vermeiden oder zu begrenzen, um die Funktion und Struktur der Nervenzellen im Gehirn zu erhalten. In diesem Zusammenhang kann die Kühlung des Körpers auf eine Temperatur von 32°C bis 34°C eine Therapieoption sein, um Zellschäden zu verhindern.
Die Forscher:innen der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien analysierten zwölf Studien mit insgesamt 3956 Personen, in denen die Auswirkungen der Kühlung des Körpers nach erfolgreicher Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass durch die Kühlung weniger Hirnschäden und neurologische Probleme auftraten. Von 1000 Personen, deren Körper gekühlt wurde, wiesen 532 keine oder nur geringfügige Hirnschäden auf, im Vergleich zu nur 377 von 1000 Personen, deren Körper nicht gekühlt wurde wobei die Qualität der Daten insgesamt limitiert ist. Es wurde auch festgestellt, dass die Kühlung keinen Einfluss auf das Überleben hatte. Jedoch wurde ein gering erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen und unregelmäßige Herzschläge bei den gekühlten Personen beobachtet.
Optimale Kühlmethoden erforschen
Diese neuen Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis und die Behandlungsmöglichkeiten bei Kreislaufstillstand und erfolgreicher Wiederbelebung zu verbessern. Die Autor:innen betonen jedoch, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die optimalen Kühlmethoden zu untersuchen. „Unser Review weist darauf hin, dass es sinnvoll sein kann, den Körper nach Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand herabzukühlen, auch wenn diese Intervention international kontrovers diskutiert wird. Ein rascher Beginn der Kühlung könnte für eine optimale Wirkung entscheidend sein. Auch weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass es auf die Art des Kreislaufstillstands ankommt, z.B. wie lange es bis zur Wiederbelebung gedauert hat, ob und wie Patient:innen von der Kühlung profitieren. Die Bewertung einer möglichen Dosis-Wirkungs-Beziehung der therapeutischen Hypothermie, also wie lange oder auf welche Zieltemperatur gekühlt werden sollte, könnte das optimale Behandlungsschema bestimmen, weshalb wir dringend weitere klinische Studien mit gutem Design und hoher Qualität brauchen“, kommentiert Erstautorin Jasmin Arrich die Ergebnisse. Jasmin Arrich ist Mitglied des Editorial Board von Cochrane Emergency & Critical Care (Denmark). Harald Herkner leitet Cochrane Emergency & Critical Care als Co-ordinating Editor. Beide arbeiten an der Universitätsklinik für Notfallmedizin an der MedUni Wien.
Publikation: Cochrane Database of Systematic Reviews
Hypothermia for neuroprotection in adults after cardiac arrest;
Jasmin Arrich, Nikola Schütz, Julia Oppenauer, Janne Vendt, Michael Holzer, Christof Havel, Harald Herkner;
https://doi.org/10.1002/14651858.CD004128.pub5