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Koronare Bypässe versagen bei Frauen häufiger als bei Männern

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(c) 2018 jarin phirompaksar/Shutterstock

(Wien, 10-07-2024) Eine internationale Studie unter maßgeblicher Beteiligung der MedUni Wien belegt, dass es bei Frauen nach einer koronaren Bypass-Operation häufiger zum Versagen des Bypasses kommt als bei Männern und dadurch ihr Herzinfarkt-Risiko erhöht ist. Die aktuell im angesehenen „Journal of the American College of Cardiology“ publizierte Forschungsarbeit ist die bisher umfangreichste wissenschaftliche Bewertung von Bypass-Versagen bei Frauen und unterstreicht die Notwendigkeit für geschlechtsspezifische Behandlungsmaßnahmen.

Rund 45.372 Daten von 4.414 Patient:innen, darunter 777 Frauen, aus sieben klinischen Studien wurden von einem internationalen Forschungsteam um Studienleiter Mario Gaudino von der Weill Cornell Medicine, New York, und Erstautorin Sigrid Sandner von der Universitätsklinik für Herzchirurgie der MedUni Wien analysiert. Die Ergebnisse belegen, dass Frauen im Vergleich zu Männern nach einer Herz-Bypass-Operation (CABG = Coronary Artery Bypass Grafting) schlechtere Langzeitergebnisse und häufiger Komplikationen aufweisen. Dazu gehört in erster Linie eine höhere Rate an Bypass-Versagen, vor allem wenn zur Umgehung von Gefäßverschlüssen oder -verengungen Beinvenen verwendet werden. „Bei Armarterien werden bessere Ergebnisse erzielt, allerdings wird diese Methode bei Frauen seltener verwendet als bei Männern“, verdeutlicht Sigrid Sandner. Daneben wurde bei Frauen eine größere Notwendigkeit für erneute Eingriffe zur Verbesserung der Herzmuskeldurchblutung sowie ein erhöhtes Herzinfarkt- und Sterberisiko festgestellt.

Frauen in Studien unterrepräsentiert
„Die Ursachen für den Geschlechterunterschied nach CABG sind nicht ausreichend geklärt, weil Frauen in entsprechenden Studien unterrepräsentiert sind“, berichtet Sigrid Sandner. Die Ergebnisse zeigen aber, dass die Hintergründe dafür nicht ausschließlich auf das Transplantat-Versagen zurückzuführen sind, sondern durch eine Vielzahl von zusätzlichen Faktoren beeinflusst werden. Dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen nach wie vor später diagnostiziert werden und zum Zeitpunkt ihrer Bypass-OP häufig bereits weiter fortgeschritten sind als bei Männern, stellt einen der Faktoren dar. Wie die Analysen der Patient:innendaten zudem zeigten, werden arterielle Bypässe bei Frauen weniger häufig verwendet als bei Männern, dafür aber häufiger Venen-Bypässe, die eine schlechtere Offenheitsrate haben. Außerdem werden Frauen nach Herz-Bypass-Operationen in der Nachsorge oftmals weniger umfassend betreut, was ebenfalls zu den schlechteren Langzeitergebnissen beiträgt.

„Unsere Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Ansätze in der medizinischen Versorgung von Herz-Bypass-Patient:innen zu entwickeln. Insbesondere müssen wir Maßnahmen ergreifen, um bei Frauen die Offenheitsrate der Bypässe zu erhöhen“, betont Sigrid Sandner. Zudem seien weitere Forschungen nötig, um die zugrundeliegenden Ursachen für die schlechteren Behandlungsergebnisse bei Frauen zu identifizieren und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.

Publikation: Journal of the American College of Cardiology
Coronary Artery Bypass Graft Failure in Women: Incidence and Clinical Implications
Sigrid Sandner, Björn Redfors, Kevin R. An, Lamia Harik, Rachel Heise, Antonino Di Franco, Stephen E. Fremes, David L. Hare, Alexander Kulik, Andre Lamy, Joyce Peper, Marc Ruel, Jurrien M. ten Berg, Laura M. Willemsen, Qiang Zhao, Yunpeng Zhu, Daniel M. Wojdyla, Deepak L. Bhatt, John H. Alexander and Mario Gaudino
DOI: 10.1016/j.jacc.2024.04.046
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0735109724072127

Weitere Information:
An der Universitätsklinik für Herzchirurgie der MedUni Wien wurde eine Spezialambulanz für Patient:innen mit koronarer Herzerkrankung eingerichtet, in der personalisierte Behandlungskonzepte angeboten werden können.
Spezialambulanz für Frauen vor Bypass-Operationen:
Jeden Mittwoch von 12 bis 15 Uhr, Leitstelle 7B, Anmeldung unter Tel.: 01/40400-20505