
(Wien, 16-10-2024) Bei der Verleihung der Wilhelm-Auerswald-Preise 2024 der Gesellschaft der Ärzte in Wien gingen die ersten drei Plätze an Forscher:innen der MedUni Wien. Der Preis zeichnet jedes Jahr die besten Dissertationen an einer österreichischen Medizinischen Universität aus. Den ersten Platz holte Vera Vorstandlechner für eine Studie zur Bildung und Behandlung von Narbengewebe.
Vera Vorstandlechner von der Universitätsklinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der MedUni Wien holte für ihre Dissertation "Peripheral blood mononuclear cell-secretome attenuates fibrotic effects in wound healing and scar formation" den ersten Platz.
Ihre Dissertation beschäftigte sich einerseits mit der genetischen Landkarte der gesunden Haut und ihrer Zellpopulation, andererseits mit der genauen Charakterisierung von hypertrophen Narben und potentiellen neuen Wirkstoffen zu deren Verbesserung sowie mit der Anwendung von Peripheral Blood Mononuclear Cell Secretome (PBMCsec) in Narben. PBMCsec verbesserte die Qualität der extrazellulären Matrix, regulierte den Auf- und Abbau sowie die Sekretion von Elastin und verhinderte die Differenzierung stark fibrogener Myofibroblasten. Diese Erkenntnisse können zur Entwicklung neuer Therapieoptionen beitragen und als Grundlage für die klinische Erprobung von PBMCsec bei hypertrophen Narben dienen. Die Arbeit entstand in der Arbeitsgruppe von Hendrik Ankersmit und Michael Mildner.
Den zweiten Platz belegte Hannah Christina Puhr aus der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien mit ihrer Dissertation "Clinical, immunological and epigenetic characteristics and their association with prognosis in patients with gastroesophageal cancer".
Gastroösophageale Tumore stellen ein globales Gesundheitsproblem mit schlechter Prognose dar. Die Dissertation von Hannah Puhr analysierte klinische, immunologische und epigenetische Faktoren bei über 1600 PatientInnen aus einer großen europäischen Kohorte. Alter, Komorbiditäten und systemische Entzündungsparameter beeinflussten das Gesamtüberleben. Darüber hinaus zeigten sich Unterschiede in den epigenetischen Profilen zwischen Asiaten und Kaukasiern. Die Ergebnisse unterstützen die Entwicklung neuer prognostischer Biomarker.
Der dritte Preis wurde an zwei Forscher:innen verliehen: Margot Fodor (Univ. Klinik für Viszeral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, MedUni Innsbruck) für "Immune cell dynamics in normothermic machine perfusion of the human liver" und Andreas Kerschbaumer (Klinische Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien) für "Discovering Influence Factors on Efficacy Outcomes in Inflammatory Arthritis Clinical Trials".
Im Rahmen der Dissertation von Andreas Kerschbaumer wurden zentrale Einflussfaktoren auf die Ergebnisse klinischer Studien zur Wirksamkeit von Therapien bei rheumatoider Arthritis (RA) und Psoriasis-Arthritis (PsA) untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass eine fortgesetzte Hintergrundtherapie mit Methotrexat (MTX) die Placeboansprechraten in randomisierten Doppelblindstudien bei RA PatientInnen signifikant erhöhte. Dies unterstreicht die Bedeutung einer optimierten MTX-Therapie vor Studieneinschluss. Die Ergebnisse dieser Dissertation unterstreichen die Notwendigkeit, klinische Studien sorgfältig zu planen und Faktoren wie Hintergrundtherapie und Studiendesign zu berücksichtigen, um die Aussagekraft der Ergebnisse zu erhöhen. Die Erkenntnisse sind für die Wissenschaft, aber auch für die pharmazeutische Industrie und Behörden von Bedeutung, um zukünftige klinische Studien effizienter zu gestalten und besser interpretieren zu können.
Die Gesellschaft der Ärzte in Wien verlieh den Wilhelm-Auerswald-Preis dieses Jahr bereits zum 33. Mal. Er erinnert an Wilhelm Auerswald (1917-1981), der als Ordinarius für Physiologie und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien die medizinische Forschung und Lehre maßgeblich geprägt hat. Der Preis wird jährlich für herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung und Lehre vergeben. Zur Bewerbung eingeladen waren alle Personen, die im Vorjahr ihre Dissertation an einer Medizinischen Universität in Österreich erfolgreich abgeschlossen hatten. Die Auswahl und Bewertung der Arbeiten erfolgte durch das Kuratorium der Stiftung.